Mike
Terranova
Mike, wie fällt dein Fazit zum heutigen Endspiel aus?
Ich denke, dass die Zuschauer heute noch einmal ein richtig
gutes Spiel gesehen haben. Ich bin von der Atmosphäre
überwältigt. Klar, vom Spielstand bin ich schon enttäuscht,
weil ich glaube, gerade in der Anfangszeit kann oder muss es
schon 3:0 oder 4:0 stehen. So lässt du die halt noch leben,
bekommst so ein abgefälschtes Dingen und kriegst nach der
Halbzeit noch ein abgefälschtes Dingen und dann wird es für
die Jungs natürlich schwer bei den Temperaturen. Dann haben
wir beste Chancen vergeben und dann ist es unheimlich schwer.
Dann kriegst du das dritte und dann passt das zu der
Mentalität, die wir haben, machst das 2:3, das 3:3,
verschießen noch einen Elfmeter und haben schon alles nach
vorne geworfen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft und auf das
Umfeld. Und ich bin stolz, dass ich bei diesem Verein Trainer
sein darf.
Wie bewertest du am Ende der Saison die gesamte Spielzeit?
Ich bewerte Spiele sowieso nicht am Ergebnis. Für mich ist es
wichtig, alles rauszuhauen und wenn es dann nicht klappt, dann
ist das so. Wenn ich das Ganze sehe, dann war das halt geil.
So hart dieses Unentschieden ist.
Chancen gab es heute für mindestens drei Spiele, oder?
Da müssen wir noch dran arbeiten. Mich ärgert das natürlich
schon, wenn wir den Ball quer legen, zwei Leute dran
vorbeilaufen und der Ball in den Rücken gespielt wird. Ich
muss mir das noch mal angucken. Das ist schon komisch, weil
mir so was nicht passiert wäre, denn ich bin früher immer nach
vorne gelaufen, weil man immer besser nach vorne kommt als
nach hinten. Aber wie gesagt, das werden wir in der nächsten
Saison aufarbeiten. Der Grundstein bleibt, wir werden uns
verstärken und dann greifen wir auch wieder an und ich hoffe,
dass wir aus dieser Saison auch gelernt haben und dann bin ich
auch voller Zuversicht, dass es im nächsten Jahr klappt.
Also geht der Blick in der kommenden Saison wieder nach
oben?
Klar. Also nach dem Abpfiff war ich erstmal enttäuscht,
aber es macht ja einfach Bock hier. Dass wir noch einmal in
die Situation gekommen sind, doch noch eine Chance auf den
Aufstieg zu haben, ist natürlich überragend.
Ihr habt Oberhausen
heute noch mal Rot-Weiß gemacht. Merkt man jetzt erstmal
wieder, wie viel Potenzial in dieser Stadt steckt?
Ja, so ein Spiel wie
heute habe ich noch nicht erlebt. Das war phänomenal, das war
top. Ich bin reingekommen und hatte Gänsehaut. Die Stimmung
heute hat selbst den damaligen Zweitligaaufstieg übertroffen.
Mit den Fans im Rücken kamen wir stärker aus der Halbzeitpause
als vor dem Seitenwechsel. Nach dem Abpfiff ertönte trotz des
verpassten Aufstiegs das Lied "You'll never walk alone", es
war überragend. Es war eines meiner schönsten Erlebnisse hier bei Rot-Weiß
Oberhausen. Das macht Geschmack auf mehr.
Wie holt ihr auch in der kommenden Saison wieder die vielen
Zuschauer ins Stadion? Denn heute war ja mehr los als bei
manchem Zweitligaspiel früher ...
Ich hoffe, dass es heute dem ein oder anderen gefallen hat,
dass er wieder ins Stadion kommt, damit auch der Verein wieder
ein bisschen mehr Geld hat. Wir pfeifen hier ja quasi auch aus
dem letzten Loch, und so was wie heute kann dann nur positiv
für die Mannschaft und den Verein sein.
Wie sehr bist du
Trainer und wie viel Spieler steckt noch in dir?
Ich bin halb-halb und
das macht die Sache immer noch erfolgreicher. Ich habe
definitiv noch viel Entwicklungspotenzial und die Mannschaft
auch. Sie hat sich ja jetzt schon entwickelt, die spielt
mehrere Systeme. Was manchmal noch ein bisschen fehlt: Wann
laufe ich tief, wann gehe ich in den Rückraum, diese Sachen
... aber das ist von außen auch leicht gesagt. Ich glaube,
dafür braucht man einfach Instinkt, dafür muss man auch viel
Videoanalyse machen, dass sie das sehen, sehen, sehen und dann
glaube ich, dass sie das auch irgendwann hinkriegen.
In der kommenden Saison muss
der Tabellenerste wieder in die ungeliebte Relegation. Das
macht es sicherlich nicht einfacher für euch.
Es ist halt nie vorteilhaft, aber das muss uns erstmal egal
sein. Wir müssen sehen, dass wir da hinkommen, wo wir in
dieser Saison waren und über den Rest denke ich gar nicht
nach.
Wie sehr brauchst du jetzt
ein bisschen Ruhe zum Abschalten?
Das weiß ich gar nicht. Es war sehr anstrengend. Neun oder
zehn Monate Fußballlehrer von montags bis mittwochs, das viele
Lernen und die ganzen Prüfungsvorbereitungen. Ich bin froh,
dass es jetzt vorbei ist. Ich werde ein paar Tage wegfahren,
aber auch nicht lange und dann komme ich erholt wieder ... |